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Obere Reihe v.l.n.r.: Tim Lüllwitz, Robert Müller, Marco Hölzel, René Schmidt, Daniel Samardzic, Steffen Deuss, Sebastian Erdmann, Gerd Meuter, Bernd Ritterbach.

Untere Reihe v.l.n.r.: Michael Meuter, Fabian Temp, Peter Heinrichs, Johannes Vossebrecher, Michael Jungbluth, Wolfgang Erdmann, Hubert Freyenberg, Frank Goerz, Frank Zell, Uli Heups, Jörg Temp.


Es fehlen: Andreas Köthe und Bernd Meuter

Blicken wir zurück auf das Jahr 1926. Kriegs-, Nachkriegs- und Besatzungsjahre waren vorbei, die Inflation recht und schlecht überstanden, ein bescheidener Neuanfang war gemacht. Was lag da wohl näher, als nach all der Plagerei der letzten Jahre den Blick einmal wieder schöneren Dingen des Lebens zuzuwenden.


Als dann im Rahmen der Gründung des Bürger-Schützenvereins Delrath im September 1926 sich Freunde, Verwandte und Nachbarn zusammenfanden und übereinkamen, im hellblauen Uniformrock der Sappeure freiwillig und nur der Freude wegen mitzumachen, war der Sappeurzug geboren. So traten beim ersten Schützen­fest 1926 die Sappeure in vorbildlicher Ordnung, pickfein und adrett in ihren schmucken Uniformen, auf dem Kopf den Tschako, als einzige Waffe das blitzende Beil in der Armbeuge, bei allen Umzügen und Paraden ins Blickfeld der Öffent­lichkeit. Geführt von Hauptmann Heinrich Freyenberg marschierten stolz die Mit­gründer August Kollenbroich, Heinrich Kollenbroich, Heinrich Edelhausen, Hein-rich Püllen, Josef Püllen, Johann Ritter­bach, Franz Ritterbach, Georg Dappen, Josef Schmitz, Heinrich Schmitz, Wilhelm Teusch und Josef Zingsheim in Reih und Glied.


Ein viel versprechender Anfang war gemacht, und dass dieser Anfang wie ein zündender Funke übersprang, bewies ein stetiger Anstieg bei den Sappeuren. So überstanden sie die Widerwärtigkeiten der wirtschaftlich schwierigen Zeiten Ende der 20er, Anfang der 30er Jahre aus der Kraft ihrer Gemeinschaft sowie der tiefen Liebe und Verbundenheit zu ihrer Heimat und ihrem Heimatfest. Vielleicht war dies eine kleine Hilfe, die Jahre 1933 bis 1939 mit all ihrem Leid und allen Grausamkeiten zu überstehen.


Wie es in einer Gemeinschaft von mün­digen Menschen üblich ist, wurde auch bei den Sappeuren über Dieses oder Jenes sachlich frei und offen geredet, traten Für und Wider auf, prallten Meinungen auf­einander. Nie jedoch wurde aus einem Streiten ein Zerstreiten. Dies alles bildete die Grundlage zum weiteren Anwachsen des Zuges. Zu den Sappeuren kamen unter Hauptmann Heinrich Freyenberg, der den Zug bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 führte, Johann Hilgers, Josef Longe­rich, Johann Longerich, Josef Ritterbach, Karl Biermann und Josef Schupp.


In den Herbsttagen des Jahres 1939, in denen sonst das so vertraute „Freut Euch des Lebens“ den Beginn des frohen Festes verkündete, ahnte noch niemand, dass in den kommenden sechs Jahren Frauen und Mütter um ihr eigenes und das Leben ihrer Männer und Söhne bangen mussten – mit der baldigen Gewissheit, dass sich viele nicht mehr wiedersehen würden.


An dieser Stelle wollen wir all der Toten gedenken, die sinnlos in diesem furchtbaren Krieg ihr Leben lassen mussten.


Nach weiteren drei Jahren der Kälte, des bitteren Hungers, der Hoffnungslosigkeit und schließlich der neuerlichen Inflation, zeigte sich im Sommer 1948 erstmalig wieder ein schwacher Silberstreifen der Hoffnung am Horizont. Das erste Nach­kriegs-Schützenfest 1948 sah die Sappeure wieder an der Spitze des Regiments. Jüngere Bürger waren in die Reihen auf­gerückt. Hauptmann Hermann Dappen und Leutnant Karl Schmitz führten ihre Mannen Peter Meuter, Heinrich Holzberg, Peter Kollenbroich, Hans (Johann) Freyen­berg und Hans Zagermann in gewohnter Manier.


Wie groß der Anklang des schmucken Zuges war, bewies die Tatsache, dass in der Folgezeit manche für einige Jahre, andere bis zum heutigen Tag dem Sappeurzug treu blieben: Alois Engels, Paul Stammen, Fritz Hilgers, Egidius Ingermann, Hans-Josef Kollenbroich, Heinz Giesen, Heinz Heinrichs, Fritz Patten, Franz Hilgers, Gerhard Meuter und nicht zuletzt der „Gast“ aus dem benachbarten Ückerath, Heinrich Giesen, der sozusagen die Reihen füllen durfte, als einmal Not am Mann war.


Wurde der Zug bis zum Jahre 1951 von Hermann Dappen geführt, folgte 1952 Heinrich Holzberg; ihn löste 1953 Werner Eichelbaum in der Führung ab. Leider musste er mit Rücksicht auf seine Gesund­heit im Jahre 1971 als Zugführer zurück­treten.


Ein Zug ohne Zugführer? Das hatte es noch nicht gegeben, ein Nachfolger musste gefunden werden. Die Wahl fiel auf Hans Freyenberg, der in mehr als zwei Jahr­zehnten wie kein anderer durch sein En­gagement, sein korrektes Auftreten und durch seine positive Einstellung den Sappeurzug prägte.


Zwar ist der Sappeurzug im Grunde genommen ein begrenzter Freundeskreis, der in Freud und Leid zusammenhält, jedoch wie sehr diese Männer über ihren eigenen Zug hinaus regen Anteil am Geschehen im Bürgerschützenverein teil­nehmen und diesem verbunden sind, mag die Tatsache widerspiegeln, dass bereits zweimal in ihrer Geschichte der Regi­mentskönig von den Sappeuren gestellt wurde.


Gelang es Hans Freyenberg im Regierungsjahr 1967/1968 die höchste Schützenwürde zu erringen, so wollte 1969/1970 Fritz Hilgers ihm nicht nachstehen und holte mit gezieltem Schuss den Vogel von der Stange.


Wie weit die Verbundenheit der einzelnen Mitglieder mit ihrem Zug und darüber hinaus mit dem Heimatfest ging, mag daraus zu ersehen sein, dass man nach überstandenen Sturm- und Drangjahren, dass heißt nach Erreichen eines gewissen Alters, im Jahr 1967 eigene Uniformen und Beile anschaffte – wohl auch aus dem Gedanken heraus, noch besser als bisher ins Rampenlicht der Öffentlichkeit treten zu können.


Es muss wohl im Jahre 1975 gewesen sein, als sich der komplette Zug und vor allem der Hauptmann Hans Freyenberg Ge­danken um den Nachwuchs machte. Wer könnte infrage kommen, den Sappeurzug in ferner Zukunft weiter leben zu lassen? So lag es nahe, den eigenen Sohn Hubert zu fragen, ob er mit seinen Freunden nicht mitmachen wolle.


Aber zunächst wollte dieser nicht so recht. In einem Alter von 15 Jahren verspürt man wohl einen besonderen Freiheitsdrang. In seiner Freizeit will man nicht der Kontrolle seines Vaters unterliegen, schon gar nicht beim Schützenfest. Bei den Tellschützen war man mit seinesgleichen zusammen, und man wollte in diesen Sturm- und Drangzeiten unbeobachtet von der elter­lichen Zensur seinem pubertären Lebens­gefühl freien Lauf lassen: Fußball spielen, mit selbst frisierten Mofas um die Häuser rasen, Feten feiern und dabei intensive Kontakte zum „unbekannten“ weiblichen Geschlecht knüpfen.


So ganz ließ ihn und seinen Kumpel Bernd Lützenrath der Gedanke an die Sappeure jedoch nicht los. In den Tellschützen konnte man nicht ewig bleiben – und Jäger werden? – davon gab es genug. So wurde bei einer Zusammenkunft im ,,Alten Haus“ (ehemaliges Wohnhaus der Familie Freyenberg, heute Johannesstr. 74) mit seinen Freunden beratschlagt, was zu tun sei. Wenn überhaupt, musste eine ganze Reihe her, denn was sollte man mit den „Alten“ schon nach den Umzügen anfangen? Mit Bernd Meuter (der Vater Gerhard war früher Sappeur), Andreas Köthe, Peter Heinrichs (der Vater Heinz ist aktiver Sappeur), Hubert Freyenberg, Reinhard Schulz und Bernd Lützenrath – alle aus den Tellschützen – war man aber erst zu sechst. In der ,,Klicke“ befanden sich noch Georg Bettendorf und Johannes Vossebrecher (dessen Mutter musste noch überredet werden), die bis dahin mit Schüt­zenfest nichts am Hut hatten. Weil diese acht Jungs schon damals eine ver­schworene Gemeinschaft waren, überlegte man nicht lange: der „Jungsappeurzug“ war geboren.


Dann nahte 1976 das 50jährige Zug­jubiläum. Es war ein unvergessliches Schützenfest mit elf befreundeten Sappeur­zügen, die es sich nicht nehmen ließen, am sonntägigen Festumzug teilzunehmen. Im Jubiläumsjahr 1976 konnten dann auf 25 und mehr Jahre Mitgliedschaft im Zug zurückblicken: Hauptmann a. D. Werner Eichelbaum, Hauptmann Hans Freyenberg, Alois Engels und Fritz Hilgers.


Die Sappeure zogen 1976 in folgender Stärke auf: Hans Freyenberg, Heinz Giesen, Fritz Patten, Fritz Hilgers, Heinz Heinrichs, Hans-Josef Kollenbroich, Franz Hilgers, Alois Engels, Hubert Freyenberg, Peter Heinrichs, Bernd Meuter; Andreas Köthe, Georg Bettendorf, Johannes Vossebrecher, Bernd Lützenrath und Reinhard Schulz.


1977 wurden die Reihen durch Gerd Hölzel, 1978 durch Manfred Blank (aus dem 9. Jägerzug) und 1982 durch Albrecht Linnartz verstärkt. So vergingen die Jahre in großer Harmonie und mit viel Spaß an der Freud. Nach anfänglicher Skepsis zeigte sich schnell, dass trotz zweier Gene­rationen, unterschiedlicher Meinungen und Überzeugungen sowie mit Vätern und deren Söhnen in einem Zug die Initiative des Hauptmanns Hans Freyenberg genau richtig war.


Der beste Beweis für den Zusammenhalt ist, dass bis auf Georg Bettendorf, Bernd Lützenrath (er wechselte 1982 zum 7. Jägerzug) und Reinhard Schulz fünf Jungsappeure im Jubiläumsjahr 2001 ihre 25jährige Zugmitgliedschaft feiern können.


Mit 16 Aktiven und zwei Generationen war es manchmal nicht leicht, alle Inter­essen unter einen Hut zu bringen. Da lag es nahe, manche Entscheidungen von zwei Zugmitgliedern tragen und vermitteln zu lassen. So wuchs mit Hubert Freyenberg, dem Sohn des Zugführers Hans Freyen­berg, ein ebenso vorbildlicher Sappeur mit allen Voraussetzungen, die seinen Vater ausgezeichnet haben, heran. Viele Jahre hielten zwei „Freyenbergs“ durch ihre un­nachahmliche Art zwischen Strenge und Großzügigkeit, Pünktlichkeit und großem persönlichen Einsatz den Sappeurzug zu­sammen.


Die Jahre vergingen mit vielen Festen, gemeinsamen Unternehmungen und Schützenumzügen, die bei vielen Betrach­tern, nicht nur in Delrath, dem Sappeurzug Bewunderung und Anerkennung ein­brachten.


So wurde in einem bestimmten Schützenzug in Delrath der Drang, auch im blauen Rock über die Straßen zu ziehen, von Jahr zu Jahr größer. Es war der 9. Jägerzug, der mit Gerd Meuter (der Vater Gerhard war früher Sappeur, der Bruder Bernd ist aktiver Sappeur), Bernd Giesen (der Vater Heinz ist aktiver Sappeur), Frank Goertz (der Enkel von unserem Gründer Georg Dappen), Bernd Ritterbach (der Enkel von unserem Grün­der Johann Ritterbach) und Hans Gerd Patten (der Vater Fritz ist aktiver Sap­peur) fünf Schützen mit „blauem Blut“ in seinen Reihen hatte. Die anderen Zug­mitglieder mit Zugführer Frank Zell, Jörg Temp und Hermann Wloch hatten teils über den Fussball beim SSV Delrath, teils über andere Freizeitaktivitäten engen Kon­takt zu den „Jungsappeuren“.


Es kam der Tag, an dem um Aufnahme gebeten wurde. So leicht, wie man die „Jungsappeure“ 1976 aufgenommen hatte, so schwer tat man sich jetzt mit der Entscheidung. Die Verdoppelung des Zuges, dazu noch mit verschiedenen Generationen, war sicher damals ein Risiko; mit Hubert Freyenberg in den Reihen der Jungen aber ein Kalkulierbares. Aber dieser „Jägerzug“, nach Sappeur­maßstäben ohne die nötige Disziplin und Ordnung im Umzug, das könnte doch nicht gut gehen. So jedenfalls war die Meinung von einigen im Zug und vor allem außerhalb des Zuges. Trotzdem wurden nach diversen Gesprächen und Versamm­lungen alle Zweifel über Bord geworfen und der 9. Jägerzug im Jahre 1990 komplett aufgenommen.


Schnell zeigte sich, dass alle Zweifler Un­recht hatten, denn auch dieser Zug mit dem Zugführer Frank Zell entwickelte sich prächtig. Sofort wurden eigene Uniformen, sogar das teure Tschako angeschafft. So sicher waren sich alle, dass dieser Schritt der Richtige war.


So hat sich der Sappeurzug in den letzten 25 Jahren nahezu verdreifacht und der Delrather Bürgerschützenverein hat – nach den Neussern – im Kreisgebiet den größten Sappeurzug aufzubieten. Dies ist vor allem den „Alten“ im Zug zu verdanken, und unserem langjährigen Zugführer Hans Freyenberg, der an die Jugend geglaubt und allen Zweiflern im Schützenverein eine Absage erteilt hat.


Ein Erfolgsrezept ist sicher auch die Auf­teilung in drei eigenständige Züge. So fun­gieren bei den „Alten“ Heinz Giesen als Flügelleutnant und Heinz Heinrichs als Spieß; bei den „Jungsappeuren“ ist der Flügelleutnant Manfred Blank und Spieß Johannes Vossebrecher; und beim „3. Sappeurzug“ übernimmt die Funktion des Flügelleutnants Jörg Temp und die Funktion des Spießes Gerd Meuter. Dabei kümmert sich Frank Zell als „Zugführer“ des dritten Sap­peurzuges um die Belange seiner Kameraden und hält engen Kontakt zu unserem jetzigen Hauptmann Hubert Freyenberg, der dem Sappeurzug seit 1994 vorsteht.


Jeder Zug hält seine Versammlungen ab und führt sein Königsschießen oder seine Zugfahrten durch. Wichtige Entschei­dungen werden aber gemeinsam getroffen. Regelmäßige Treffen und das jährliche Sappeurfest sorgen für den nötigen Zu­sammenhalt.


So sind aus dem „Jungsappeurzug“ (2. Sappeurzug) und den „Kleinen“ (3. Sappeurzug) in der Zwischenzeit ge­standene Männer geworden, die heute Frauen und Kinder haben, so dass sich die „Alten“ (1. Sappeurzug) mit Stolz zurück­lehnen können, weil sie zum richtigen Zeitpunkt dem Nachwuchs eine Chance gegeben haben.


Aber bei aller Freude ist auch der Sappeurzug von Schicksalsschlägen nicht verschont geblieben: Viel zu früh und für uns alle völlig  un­erwartet verstarb am 25. Oktober 1993 unser langjähriger Hauptmann Hans Freyenberg im Alter von 61 Jahren. Kein anderer hat in seiner 22jährigen Amtszeit als Zugführer und Hauptmann durch seine gewinnende Art, seine vorbildliche Dis­ziplin und seine große Toleranz – die wir alle häufig strapaziert haben – dem Sappeurzug seinen Stempel aufgedrückt und ihn zu dem gemacht, was er heute ist.


Aber auch Franz Hilgers, 38 Jahre aktiver Sappeur, verstarb im Alter von 64 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit am 17. Juni 1997. Was haben wir viele gemeinsame lustige Stunden verbracht – immer gut gelaunt und einen Witz auf den Lippen hat er viele Versammlungen und Feste mit seiner Anwesenheit bereichert.


Auch Werner Eichelbaum, Zugführer von 1953 bis 1971, zeitlebens ein Fels in der Brandung und trotz vieler gesundheitlicher Rückschläge immer zur Stelle, wenn es um die Belange des Zuges ging, verstarb am 16. Februar 1999 im Alter von 69 Jahren.


Wir alle werden euch nie vergessen.


Wir sind sicher, dass der Sappeurzug auch in diesem – noch jungen – Jahrtausend weiterhin ein Aushängeschild des Del­rather Schützenvereins bleiben wird.

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